Erörterungstermin LK Göttingen

eine Zusammenfassung von Harald Oelkers.

Sehr geehrte Damen und Herrn,
der Erörterungstermin ist gestern 08.10.20 an einem Tag komplett durchgezogen worden. Er ging, mit Corona bedingten Pausen, von 10:00 bis ca.21:00 Uhr.

Besprochen wurde eine Zusammenfassung sämtlicher Eingaben, wobei der ein oder andere Punkte nicht vollständig aufgenommen wurde. Jeder hatte die Möglichkeit zu den einzelnen Punkten noch einmal Stellung zu nehmen und somit seine Sicht der Einwände darzustellen. Diese Möglichkeit haben die Projektierer der Firma Landwind, ihr Anwalt und etliche Gutachter, die von der Firma Landwind bezahlt wurden, war genommen. Wir die Mandatsträger und BI’s wurden durch unseren Anwalt, Herrn Braus, vertreten und hatten weiterhin die Möglichkeit selber zu unseren Punkten Stellung zu nehmen. Davon haben wir regen Gebrauch gemacht.

Erwartungsgemäß haben beide Seiten argumentiert. Wir, die Angst um unsere Gesundheit haben. Wir, die Angst haben vor Infraschall der immer noch nicht gemessen wird, weil die zu Grunde liegenden Gesetze und Normen dies nicht verlangen. Obwohl jeder weiß das er da ist. Wir, die wissen das wir schon heute ein Abfallbeseitigungsproblem von CFK (Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) haben das wir nicht recyceln können. Wir, die wissen das die Abermillionen Tonnen GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) niemals in der Zementindustrie verbrannt werden können und wo sollen dann die Rotorblätter gelagert werden?
Die Antworten hierzu waren schnell gegeben, Infraschall müssen wir nicht berechnen und auch nicht berücksichtigen. Schallimmissionen von A7, ICE, Güterverkehr und Schwerlastverkehr auf der L555 spielen leider keine Rolle. Außerdem gibt es immer noch keinen Beweis dafür das Infraschall schädlich sein soll. CFK wird schon recycelt, später wurde dann zurück gerudert weil CFK leider doch nicht recycelt werden kann. Brandschutz, außer zwei Handfeuerlöschern ist nur ein kontrollierter Abbrand vorgesehen. Nur wie der Abbrand in mindesten 169m  kontrolliert erfolgen soll, blieb offen.

Schattenschlag spielt keine Rolle, dann stellen wir ab (zumutbar sind 30 Minuten pro Tag!). Nachts können die Anlagen ja bis zu einer maximalen Lautstärke von 45db bei Wohnmischgebieten herunter gedreht werden. Zimmerlautstärke sind nachts 30db und wie soll man dann im Sommer nachts lüften. Das ist dann halt so.

Nach dem Bau sind wir dem letzten noch verbleibenden Naherholungsgebiet beraubt, wir in Parensen haben dann definitiv nichts mehr! Im Osten A7, ICE und Güterverkehr. Später bekommen wir da an der A7 auch noch die 5G Masten. Im Süden die Muna und der Wald, der gespickt mit Betretungsverbotsschildern ist, im Norden direkt der Ort Lütgenrode und im Westen bis zu 10 WEA mit einer Gesamthöhe von je 240m. Ähnlich sieht es für Harste und Gladebeck aus die im Rücken auf westlicher Seite die Wahle-Mecklar-Leitung bekommen. Zudem ist die Planung des Südlink so ausgeprägt das sie das Leine Weber Sechseck einmal quer durchschneidet. Wir haben daher inständig darum gebeten uns nicht noch das letzte Stückchen ruhiger Fläche zur Naherholung zu nehmen. Allerdings hatte der Anwalt der Projektierer etwas Mitleid mit uns, was er dann auch bekundete.

AVI Fauna, eine heikles Thema, für uns war der Inhalt des AVI Gutachtens und ebenfalls des Hamstergutachtens eine wahre Unverschämtheit. Hier werden Dinge nicht berücksichtigt, es fehlen Horst Kartierungen die wir als BI von einem unabhängigen Biologen nachgereicht haben. Wir haben hier nicht nur aus unserer Sicht ein Dichtezentrum der Milan, das im Norden einen Schlafplatz mit nachgewiesen mehr als 70 Individuen Milane aufweist. Dies musste dann selbst der Gutachter Herr Brunken zugeben. Trotzdem spielt das alles von Seiten der Projektierers keine Rolle. Es gibt kein signifikantes Tötungsrisiko das in Abhängigkeit zur Entfernung von Horst zur Anlage darstellt. Zwei Horste habe eine Entfernung von 500m bis 600m, nach den Vorgaben aus den Helgoländer Papieren undenkbar. Nur was schert das die Projektierer in Niedersachsen, da zählt das alles nichts. Auf Nachfrage hat dann der Antragsteller bestätigen müssen das es keine Schlagopfer geben würde wenn alle Anlagen in der Nordsee stehen würden. Wir haben die UNB darum gebeten das die Hamsterkartierung so ablaufen zu lassen, wie dies die Hamster Verantwortliche des Land Niedersachsen in ihrer Eingabe beschrieben hat und nicht wie es im AVI Fauna Gutachten beschrieben steht. Des Weiteren hat die Eingabe des NABU auf etliche nicht gesetztes konforme Dinge hingewiesen, wonach sich die Frage der Rechtsgültigkeit des Gutachtens stellt.

Baugrund und Bodengutachten, die beiden Biotope westlich direkt an der Harste Brücke die eventuell nicht den Anforderungen stand hält, worüber nichts im UVP Bericht steht, spielt keine Rolle. Auch nicht das V-Holz und auch nicht die Galeriebewaldung der Harste, die bekanntlich das Nahrungshabitat der 6-8 streng geschützten Fledermausarten darstellt. Der Lössboden ist ebenfalls kein Problem, man setzt unter dem 3m tiefen Betinfundament bis zu 6m tiefe Rüttelpfeiler ein, die dann dauerhaft im Untergrund verbleiben.

Auf die Frage bei der Wirtschaftlichkeit mit AVI faunistischen Abschaltzeiten wurde mir seitens des Projektierers bestätigt das dafür dann die EEG Förderung eintritt. Ein Unding, wenn man sinch einmal die Mühe macht die theoretischen Abschaltzeiten zusammen zu zählen. Kein Wunder also das die EEG Beiträge weiter steigen müssen, um dies alles zu bezahlen.
Wir bezahlen das zudem mit unserem einzigen Naherholungsgebiet! Meine persönliche Meinung, das ist wider unseres Grundgesetzes!

So ging es im Prinzip bei jedem Punkt weiter bis zum Punkte Flugsicherung. Die Luftfahrtbehörde in Hannover hatte die Genehmigung zum Bau der Anlagen, trotz des nahe liegenden Hubschrauber Landeplatz erteilt. Nun standen der Luftfahrtbehörde neue Gutachten zur Verfügung, die die Behörde dazu veranlasst haben ihre Genehmigung Anfang dieser Woche zurückzuziehen und offensichtlich aus Sicherheitsgründen den Bau der drei Windkraftanlegen untersagt hat. Landwind hat sofort reagiert und versucht nun ihrerseits die zweite Entscheidung noch einmal zu ihren Gunsten zu drehen. Ob dies ohne Gerichtsverfahren möglich sein wird, immerhin geht es dabei darum das kein Hubschrauber in Harste einschlägt?

Es wird ein ausführliches Protokoll dieser Erörterung geben, da die gesamten 11 Stunden aufgezeichnet wurden.

Wir würden uns sehr freuen wenn Sie mit Ihren Möglichkeiten uns unterstützen würden, um unser letztes Naherholungsgebiet zu erhalten und somit einen erheblich Beitrag auch für die Milan leisten.