Schall und Infraschall

Windkraftanlagen erzeugen Schall und Infraschall
von Sandra Schlak.

Immer mehr Menschen, die in der Nähe von Windkraftanlagen (WKA) wohnen leiden unter Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Schwindel, Depressionen und vielen weiteren Problemen. Sie nehmen oft ein Wummern oder Dröhnen war. WKA  verursachen hörbaren Schall und Infraschall, da sind sich alle einig.

Schall ist die Druckänderung in der Luft und breitet sich wellenförmig in alle Richtungen aus. Die Ausbreitung von Schallwellen ist abhängig, vom Wind und von Temperaturverläufen. Schall breitet sich bei Kälte besser aus als bei Wärme.
Nimmt die Temperatur nach oben hin ab, wird der Schall nach oben gebrochen und es bildet sich zum Boden hin eine akustische Schattenzone mit verminderter Hörbarkeit. Das ist oft tagsüber der Fall, wenn sich der Boden erwärmt.

Kühlt der Boden ab und die Temperatur nimmt mit der Höhe zu, führt dies zu einer Abwärtsbrechung der Schallwellen und gegebenenfalls zu einer Mehrfachbrechung am Boden.

Die Folge ist eine gute Hörbarkeit über große Distanzen hinweg. Dies ist vor allem nachts der Fall. Deshalb werden Geräuschemissionen von WKA nachts  natürlich lauter und störender wahrgenommen. Schall kann nachts auf eine Entfernung von 500 bis 1000m zur Schallquelle um 20 bis 30 Dezibel höher sein als am Tag. wiki/Schallausbreitung

Hinzu kommt, dass der Wind den Schall in eine Richtung trägt, wo er dann über große Entfernungen, weit mehr als 1000 Meter, hörbar ist. Hörbarer, akustischer Schall wird gedämpft durch Bäume, Häuser oder zum Beispiel   Schallschutzwände an Autobahnen. Gerade Menschen in unserer Region, die am Ortsrand Richtung WKA wohnen würden, wären dem Schall schutzlos ausgesetzt.

Hörbarer Schall hat eine mittlere Wellenlänge und wird anders gedämpft als Infraschall mit einer sehr großen Wellenlänge. Infraschall wird kaum von der Luft oder dem Boden gedämpft. Auch Hindernisse, wie Felsen, Schutzwälle, Bäume oder Gebäude können nahezu verlustfrei vom Infraschall durchdrungen werden. Infraschall entsteht durch Wirbelablösungen am Rototblattende, je länger das Rotorblatt ist, um so größer ist die Belastung durch Infraschall.

Die rechtlichen Grundlagen für die Genehmigung und den Betrieb von WKA sollen die Basis für den Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche bilden.

Diese rechtlichen Grundlagen entsprechen nicht mehr dem Stand des Wissens und der Technik.
Die bisher gültige Technische Anleitung Lärm und die DIN 45680 gehen davon aus, dass nur hörbarer Schall wahrgenommen werden kann, dadurch wird nur der Schall oberhalb von 8 Hz gemessen. Vorgeschriebene Schallmessungen mitteln dann auch noch Frequenzspitzen weg, sie orientieren sich am Dezibel A Filter. Durch diese Messung entgehen alle Schallphänomene unter 20 Hz.

Hervorzuheben ist, das Infraschall im Bereich von 1-8 Herz die Gesundheit besonders stark beeinträchtigt.

Die TA Lärm findet Anwendung seit 1998 und die DIN 45680 seit 1997.

Selbst wenn es einen Entwurf zur Verschärfung der DIN 45680 gibt, bleibt zu hinterfragen ob der Schall unterhalb von 8 Hz ermittelt wird oder ob man einfach darauf verzichtet Schallspitzen weg-zu mitten. Somit würde nur Infraschall im Bereich von 9 bis 20 Hz ermittelt werden. Das reicht nicht aus.

Schallsignale von WKA unterscheiden sich deutlich in ihrer Qualität von anderen natürlichen Quellen. Durch die periodisch wiederkehrenden, langanhaltenden Signale wird sehr gerne und einleuchtend der Vergleich mit einem tropfenden Wasserhahn herangezogen, nur, dass man die  pulsierende Lärmbelästigung durch WKA nicht nur hören sondern auch fühlen kann.

Australische Forscher haben festgestellt, dass potenziell schädlicher Lärm von WKA bis zu 3,5 Km von der nächsten Anlage entfernt nachgewiesen werden kann.

Infraschall wird vor allem über Mechanorezeptoren wahrgenommen, der Übergang vom Hören zum Fühlen ist fließend. Das Ärzteblatt aus dem Jahr 2019 berichtet über die gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschall. Beobachtungen an unterschiedlichen Organen zeigen, dass es messbare Effekte durch Infraschall gibt und die Beschwerden nicht nur über die Psyche zu erklären sind. Gut untersucht wurde zum Bespiel die Auswirkung auf das Innenohr mit Symptomen wie Schwindel und Übelkeit.
Infraschallsignale können durch modernste bildgebende Verfahren auch im Gehirn nachgewiesen werden. So wird hier von Veränderungen der neuronalen Aktivität berichtet. Diese betreffen die Bereiche Hörverarbeitung, Verarbeitung von Konfliktsituationen genauso wie Bereiche für Stress und Emotiosverarbeitung. So kann es zu Psychischen Störungen, Ängsten und Depressionen, Konzentrationsstörungen und weiteren Problemen kommen.
Besondere Sorge bereiten diese Schallemissionen wenn zum Beispiel neurologisch Vorerkrankte exponiert werden, so warnen die Neurologischen Kliniken Beelitz eindringlich vor den negativen Wirkungen von Infraschall. Beobachtungen am Herzen zeigen, dass Herzmuskelzellen an  Kraft verlieren.

Es konnte in Kulturen nachgewiesen werden, dass Infraschall mit erhöhtem oxidativem Stress einhergeht und Einfluss auf Kalziumstöme in Herzmuskelzellen hat. Das führt zu Veränderungen des Bindegewebes in den Arterien am Herzbeutel.

Je tiefer eine Frequenz ist, desto höher muss der Schalldruckpegel sein, damit das Hörorgan einen Sinneseindruck erhält. Hinzu kommt, dass es Unterschiede bezüglich der individuellen Hörschwelle gibt, so kommt es, dass manche Menschen Infraschall als Brummen oder Wummern wahrnehmen und andere nicht.

Bis zu 30 Prozent der Bevölkerung reagieren auf Infraschall.

In einer Entfernung, etwa der 10 fachen Anlagenhöhe moderner WKA entstehen noch Schalldrucke von etwa 75 Dezibel. Diese 75 Dezibel gelten bei hörbarem Schall als nicht mehr tolerabel. Weder Tags noch Nachts!

In der aktuellen Liste der Berufskrankheiten von 2017 sind Gesundheitsstörungen durch Infraschall nicht aufgeführt worden. Als Grund gilt der Mangel an validen Daten. Dabei schließt das Umweltbundesamt Gesundheitsschäden durch eine Exposition gegenüber Infraschall nicht aus.

Interessant ist das Experiment britischer Psychologen, sie unterlegten ein Konzert in bestimmten Passagen mit Infraschall. Eine Röhre erzeugte eine Frequenz von 17Hz mit einem Schalldruck von sechs bis acht Dezibel. 750 Zuhörer gaben ihre Empfindungen zu Protokoll. 22 Prozent der Zuhörer beschreiben unangenehme Gefühle wie Angst, Kälte und Sorge besonders in den entsprechenden Abschnitten. In Kinos nutzt man Infraschall um den Kinobesuch noch eindrucksvoller zu gestalten. In der Musik werden Bässe eingesetzt, Bässe produzieren Infraschall, damit wird der Puls der Musik intensiver spürbar.

Es ist offensichtlich, das Infraschall eine Wirkung hat, die sogar genutzt wird und doch wird von Seiten der WKA Befürworter die Wirkung von Infraschall banalisiert.
Seismologen in NRW beobachten dass die Erfassung von Mikroerdbeben durch WKA beeinträchtigt wird und fordern Mitspracherecht bei deren Planung.

Viele Mediziner, Wissenschaftler und Forscher warnen. Die schon jetzt vorliegenden Erkenntnisse über die gesundheitlichen Wirkungen von WKA erfordern eine Neubewertung und ein Innehalten im Ausbauprozess der Windenergienutzung.

Allein die Lärmaspekte erfordern:
— möglichst große Abstände zwischen WKA und Anwohnern
— geringst mögliche Anzahl von WKA
— die Vermeidung von besonders hohen Anlagen.

Zehn 240 Meter hohe WKA im Leinetal sind im Hinblick auf die nahegelegenen Orte Harste, Gladebeck, Parensen und Lütgenrode schon eine Windindustrieanlage. Es sind zu viele, sie sind mit unter 1000 Meter Abstand zu nah an den Orten, sie sind zu hoch und zu laut.

Studien von Markus Weichenberger und Forschern der Charité Berlin, der Physikalisch- Technischen Bundesanstalt Braunschweig (PTB) und des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE)  konnten nachweisen, dass Infraschall eine pathologische Stressreaktion erzeugt, die das Gehirn nachweislich verändert.

Die Messungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bestätigen, dass der Infraschaschall zur Vorsorge gehören muss, um die Auswirkungen, die von vielen Menschen beschrieben werden, nicht aus Fahrlässigkeit, Technikgläubigkeit, Ehrgeiz oder Gewinnsucht zu ignorieren. ( https://ruhrkultour.de/windkraftanlagen-20-kilometer-und-mehr-infraschall-wirkt/)

Auch der Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI) kam zu einem alarmierenden Ergebnis bezüglich der Emission von Infraschall durch WKA unterhalb von 20 Hz.

Fordern wir also die Behörden auf, dem Vorsorgeprinzip im Kapitel 35 Absatz 3 der Agenda 21 nachzukommen.
Das Vorsorgeprinzip ist ein wesentlicher Bestandteil der aktuellen Gesundheits- und Umweltpolitik in Europa. Danach sollen Belastungen und Schäden für Umwelt und Gesundheit vermieden oder weitgehendst verringert werden.  Eine unvollständige Wissensbasis ist kein Freibrief für etwaiges Handeln. Bei fehlender Nutzen/Schadenabwägung wird das Vorsorgeprinzip massiv verletzt.

Im Grundgesetz in Artikel 2, Absatz (2) steht: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“

Und weiter: „Das Recht auf Leben schützt den Grundrechtsträger gegen Verletzungen seines Lebens durch den Staat sowie durch Dritte, und verpflichtet den Staat Eingriffe nicht nur zu unterlassen, sondern aktiv gegen solche tätig zu werden.

Laut § 3 Abs. 1 BlmSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz) sind schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne dieses Gesetzes: „Immissionen, die nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.“

Da es offensichtlich in Deutschland zu wenig Studien gibt sollten die Erkenntnisse von Staaten beachtet werden, welche Infraschall besonders intensiv erforschten. Zum Beispiel Australien und Neuseeland.

Fragen, die geklärt werden müssen:
Werden im Hinblick auf die menschliche Gesundheit modernste Techniken genutzt, Techniken, die Infraschall von 1 bis 16 Hz erfassen?
Wenn dies nicht der Fall ist, ist es dann erlaubt, diese Schallereignisse zu ignorieren?
Ist es rechtlich statthaft, die Beeinträchtigungen durch WKA, die bereits von Bürgern geschildert wurden zu ignorieren?
Werden Schallemissionen bei Tag und Nacht sowie unterschiedlichen Wind und Wettersituationen in allen Jahreszeiten berücksichtigt?
Welche Schallemissionen haben wir hier vor Ort zu erwarten, am Tage, in der Nacht, im Sommer und im Winter, bei West oder Ostwind?
Wird die Reichweite von Infraschall und deren Schalldruckpegel angemessen bewertet im Hinblick auf mentale und körperliche Belastung?
Wenn, wie vom Umweltbundesamt für Gesundheitsschäden die Datenlage über gesundheitliche Auswirkungen nicht ausreichend ist, muss Vorsicht das oberste Gebot sein. Wie sollen die Anwohner geschützt werden?
Wer schaltet die Anlagen aus, wenn Anwohner unter Schlafstörungen leiden oder die akustische Belastungsgrenze überschritten ist?
Können es sich die Behörden leisten, die AEFIS (Ärzte für Immissionsschutz), Studien von Markus Weichenberger sowie der Charité Berlin und der PTB Braunschweig  zu ignorieren?
Wie ernst werden die Warnungen des BMWI und des BGR genommen?

Tausend Meter Abstand von WKA zu den Orten Harste, Gladebeck, Wolbrechtshausen, Parensen und Lütgenrode sind zu wenig,  im Hinblick auf den Mangel an Daten und den vielen Betroffenen Menschen die bereits unter der Nähe von WKA leiden.

Stellen wir Fragen, lassen wir die Behörden prüfen, machen wir auf Missstände in der Energiepolitik aufmerksam, uns und unserer Umwelt zuliebe.

Quellen:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/205246/Windenergieanlagen-und-Infraschall-Der-Schall-den-man-nicht-hoert
https://ruhrkultour.de/windkraftanlagen-20-kilometer-und-mehr-infraschall-wirkt/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schallausbreitung
https://cdn.website-editor.net/571705f1ab0c479aa5e1bd1888d0e7cf/files/uploaded/Normen-Gesundheitsgefahr-WKA%2520%2528ausf%25C3%25BChrlich%2529.pdf
https://www.gegenwind-greven.de/app/download/6886410/Argumente_Gesundheit+030120.pdf

3 Gedanken zu „Schall und Infraschall

  1. Wem diese Windräder egal sind, der soll mal mit den Bürgern Lichtenborns reden. Die wollen „ihr Windrad“ schnell wieder weg haben!

  2. Der Schall wird nun noch bedrohlicher, die Stadt Hardegsen plant die Ausweisung einer Weißfläche im Nordwesten von Gladebeck. Dann weht der Wind uns den Schall noch mehr nach Gladebeck und Hevensen. Derzeit stehen zwei Windmeßanlagen im Nordwesten von Gladebeck, die der Stadt belegen sollen, dass der Wind häufig genug weht.

    Gladebecker werdet wach!

  3. Es muß dringend zu einer Neufassung der TA Lärm bzw. der DIN45680 kommen, die auch den Infraschall eine WEA korrekt ermittelt und bewertet. Dies ist vorallem vor dem Hintergrund absolut nötig, dass die Anlagen aus den 90er Jahren um etliche Faktoren niedriger und die Rotoren kleiner waren als die heutigen Wind-Monster mit über 160 Metern Nabenhöhe und Rotoren mit Durchmesser jenseits der 150 Metern. Wir regen uns über die Schummelsoftware in Autos auf und der Gesetzgeber verschließt weiterhin alle Augen vor den Schummellei der Wind-Energie-Industrie. Wie kann es sonst sein, dass ein Projektierer bzw. Betreiber seine eigene Umwelt-Verrträglichkeit-Prüfung durchführt an Hand von geschätzen Werten. Dann könnte man sich auch z.B. den TÜV sparen und selber die Verkehrsicherheit des eigenen Autos attestieren!
    Unfassbar!

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